Island im Winter – das ist wie Eis essen bei Minusgraden – die Spannung war groß – ich freute mich auf ständig wechselnde Lichtstimmungen, eisige Kälte, ewige Weite, Gletscher, Schneefelder und einsame wilde Strände mit tosenden Wellen.
26.12. – 16:30 h: Landung in Keflavik – strömender Regen, Eisfahrbahn … ja, das muss Island sein. Raus aus der Gepäckannahme und schon sprang mir der Schnauzbart in der grünen ASI Jacke förmlich ins Gesicht – Gustl, der zumindest optisch schon gut nach Island passt, unser Guide für die kommende Woche. Alle Schäfchen eingesammelt gehts im retro-grünen Bus und unserem isländischen Fahrer Birgir ab nach Hveragerdi (gesprochen “Kveragerdi”) – nach fast 1 1/2h erreichen wir das Örtchen mit den Gewächshäusern … diese kleine isländische Stadt ist irgendwie eine Stadt und irgendwie nicht – halt etwas isländisch verschlafen. Das Islandwetter heißt uns willkommen – der Schnee der letzten Tage hatte sich innerhalb von Stunden in Eisplatten verwandelt und somit war schon die “Wanderung” mit Koffern vom Bus zur Hotelrezeption ein kleiner Hindernisparcour und Gustl war froh als alle ohne Knochenbrüche ihre Zimmer bezogen hatten.
Daumen drücken für die Nordlichter
Am Abend gab es die typische ASI Begrüßungsrunde und man beschnupperte sich erstmals. Schnell war klar, das viele ein klares Wochenziel vor Augen hatten: die NORDLICHTER. Und ja, das wäre schon etwas, dachten wir alle und so wurde es ein “Running Gag” für die 7 Tage – das Wort Nordlichter fiel gefühlte 500 mal und so “crossten wir fingers” jeden Abend, Tag für Tag … ja sogar der Nachtportier im Hotel erhielt eine Zimmerliste und wurde instruiert uns sofort aus dem Bett zu jagen, sollte auch nur das geringste Anzeichen von grünem Licht am Himmel sichtbar werden. 5 Tage blieb das Hotel Örk unser Domizil und verwöhnte uns mit köstlichstem Essen. Neben viel Gemütlichkeit und Herzlichkeit im Hotel, waren Gustl, Uli aus Berlin und ich begeistert vom Keller … denn: zu unserer Freude gab es eine Tischtennisplatte und einen Billardtisch!
In der Früh gings immer um 09:00 h los – es fühlte sich an wie Mitternacht, denn bis 10 h blieb es stockfinster. Halbverschlafen lauschten wir Gustls Informationen, die themenbezogen auf unsere Tagesausflüge angepasst waren, am Nachmittag gab es immer die obligatorische Sagengeschichte. Wir besuchten mehrere Wasserfälle, der Gullfoss überrascht mich … in einem gigantischen Talschluss rauschen Millionen Liter in die Tiefe, die Hänge sind zugefroren und ein Teil des Wasserfalls ist komplett in Eis gehüllt – ein unfassbar schöner Anblick.
Neuschnee und heiße Quellen
Eines der Highlights sollte Tag 3 werden – als wir in der Früh aufstanden, schneite es fingernagelgroße Flocken und in der Nacht gab es 20 cm Neuschnee – die perfekte Ausgangslage für unsere Schneeschuhwanderung ins “Rauchtal” Reykjadalur – wir gehen fast meditativ 1 h bis es anfängt zu dämmern – alles ist in diffuses Licht gehüllt – der Himmel hat die gleiche Farbe wie der Schnee, man erkennt kaum Konturen – doch wir haben Glück und sehen für 5 Minuten den Sonnenaufgang über den Berghängen – wenig später ist alles wieder wolkenverhangen – nach 3 h erreichen wir einen Bach mit einer heißen Quelle und einige von uns packen die Gelegenheit am Schopf und springen in den Hot Pool. Der Kontrast zwischen wärmenden Wasser und klirrender Kälte draußen, macht mich mehr als munter – es ist als spüre man jede Pore einzeln … lebendig!!
Wie man sich Winter in Island vorstellt
Der nächste Tag brachte wieder spannende Wetterphänomene und vor allem viel Spaß – auf dem Parkplatz warteten in der Früh “Ingi”, ein isländisches Urgestein und sein Kumpel “Andreas” mit 2 Superjeeps – solche sieht man hier ständig … mit XXL-Zoll-Reifen, die mir bis zur Brust gehen. Unser erster Stop wird ein kilometerlanger Strand – der Wind und Regen peitscht gegen die Fenster, alles beschlägt, auf und nieder, wir wuhlen uns durch Dünen und schwarzen Sand und vor uns türmen sich meterhohe Wellen auf, das erste Mal sehe ich Eisgischt. Wir steigen aus, der Sand peitscht uns ins Gesicht, wir können nur 10 Minuten gegen die orkanartigen Böen ankämpfen, plötzlich pläsch, eine Welle spült mir von hinten über die Füße … das kalte Wasser rauscht mir in die Schuhe … aber das war es wert. Weiter gings ins Tal von Thorsmörk, wo wir eine weitere Schneeschuhwanderung unternehmen, am Fuße des Eyjafjallajökull [ääj-ja-fjatt-la-jöch-küt-ll] – die Jeeps kämpfen sich 1 h durch Schlamm, Gatsch, Wasser und Eis – die Berghänge rundherum sind in den Wolken versteckt. Als wir unser Ziel erreichen, zieht es auf und wir können die Gletscherzunge sehen. Einige von uns überqueren einen Fluss und besuchen die Eisgrotte unter der Zunge. “Wahnsinn, wenn man bedenkt, wie alt dieses Eis schon ist”, sagt Jürgen zu mir. Zurück im Jeep, höre ich hinter mir ein zufriedenes Schnaufen: “So hab ich mir Island im Winter vorgestellt”, sagt Anette und grinst übers ganze Gesicht – die Nordlichter waren vergessen.
Der Jahreswechsel in Island
Die letzten 2 Tage und somit den Jahreswechsel verbrachten wir in Reykjavik – die Stadt ist wie ein kleines Dorf mit Hafen, versprüht aber einen undefinierbaren Charme – vielleicht sind es die “niedlichen” nordischen Häuser, daneben urbane Gebäude mit Street Art Wänden, vielleicht der Mix aus gemütlichen Lokalen, trendigen Bars und kreativen Menschen. Bei Schneewirbel und nicht enden wollenden Geböller starten wir ins Jahr 2016. Was für ein Jahresbeginn! Am letzten Tag regiert das isländische Wetter unseren Tag – die Straße zur Reykjanes Halbinsel ist gesperrt und so machen wir, um es mit Gustls Worten zu sagen, eine tolle “Freestyle-Wanderung” entlang der Küste. Als wir uns 1 Tag später in der Hotellobby von Gustl verabschieden, haben wir eine Woche “Island im Winter” im Gepäck – “takk takk” sagen wir zu unserem Lieblingstroll Gústi … und Nordlichter haben wir keine gesehen … das heißt wohl, dass wir wiederkommen müssen!
Nicht nur zum Jahreswechsel könnt ihr mit ASI nach Island, auch während des ganzen Jahres haben wir Wander- und Schneeschuhreisen in Island im Programm.
Island pur – Eindrücke von meiner Reise:
- Die ASI Karawane
- Wasserfall
- Eine der wenigen Sonnenmomente
- Die Küste bei der Insel Halbinsel Reykjanes
- Eine der vielen „Trolllandschaften“
- Mitten im Nichts darf das Toilettenhaus nicht fehlen
- Gullfoss im Winter
- A lustige Truppe in Reykjavik
- Wanderung auf einem schönen Hochplateau